Volker Renner – Herbst 2014

Volker Renner
Long Time No See

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Die Ausstellung „Long Time No See“ zeigt drei neue fotografische Serien des Hamburger Künstlers Volker Renner, in denen er sich auf sehr unterschiedliche, konzeptionelle Weise mit Amerika beschäftigt.

Die Aufnahmen der Serien „Schwebende Rahmung“ und „Long Time No See“ sind auf Touren durch die Vereinigten Staaten entstanden, die Volker Renner auf den Spuren des berühmten Fotografen Stephen Shore 2012 unternommen hatte. Sein Ziel war es, exakt die selben Orte zu besuchen und zu fotografieren, die Shore bereits 1973 für sein stilbildendes Buch „Road Trip Journal“ dokumentiert hat. Das ist ihm in den meisten Fällen gelungen, doch mit der alleinigen Reminiszenz an den Meister der amerikanischen Farbfotografie begnügte sich Renner nicht. Parallel sind die in der Ausstellung zu sehenden Bilder entstanden, in denen der Künstler eigene Eindrücke und wiederkehrende Phänomene gesammelt und zu Serien zusammengefasst hat. Sein Vorgehen könnte man dabei als Spurensuche beschreiben, denn er richtet seinen Blick auf die oftmals übersehenen Fragmente und Hinweise, wie sie jede Kultur teils bewusst, teils unbewusst hinterlässt.

Eine Spurensuche ganz anderer Art stellt das dritte gezeigte Projekt „Sleep Tight“ dar, bei der man auch als Betrachter als Detektiv herausgefordert wird. Wer kennt ihn nicht, den etwas schrulligen, amerikanischen Kommissar Columbo, der gespielt von Peter Falk seit den 1970er-Jahren meist zu später Stunde auch im deutschen Fernsehen ermittelt hat. Und wer kennt es nicht, dass man als Zuschauer über die langwierigen Ermittlungen einschläft und somit den Fehler des Täters, der zu seiner Überführung geführt hat, verpasst? Volker Renner kennt das Phänomen. Seine Serie versammelt die entscheidende Spur, anhand derer Columbo den Mörder oder die Mörderin überführen konnte, aus sämtlichen Columbo-Folgen. Damit befreit er uns nicht nur von der Last, bis zum Ende einer Folge wachzubleiben, wie der Titel „Sleep Tight“ – „Schlaf gut!“ suggeriert. Er reflektiert auch über das Bild Amerikas, wie es u.a. durch amerikanische Serien wie selbstverständlich vermittelt wurde und heute noch wird. Vor allem aber liefert Volker Renner mit der Serie auch einen Schlüssel zu seiner eigenen Fotografie und der Fotografie im Allgemeinen: Sie kann Spuren zwar festhalten, aber ihre Deutung bleibt letztlich dem Betrachter überlassen – wenn er sie zu lesen weiß und bis zum Ende durchhält.

Zu den Serien sind Künstlerbücher entstanden. Wir freuen uns, die gerade erschienenen Bücher „Long Time No See“ und „Sleep Tight“ druckfrisch noch vor dem offiziellen Book-Release als Vor-Premiere anbieten zu können!

Volker Renner, geboren 1977, lebt und arbeitet in Hamburg. Nach einem Studium der angewandten Kulturwissenschaften in Lüneburg, beginnt er 2002 ein Studium der visuellen Kommunikation an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg. Nach seinem Abschluss mit Auszeichnung 2007 ist er zwei Jahre Meisterschüler bei Peter Piller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig. Seitdem ist er in Einzel- und Gruppenausstellungen zu sehen. Die Serie „Wie war Las Vegas“ wurde 2012 in der Galerie Morat, Hamburg gezeigt. Zu der Serie ist 2011 ein Künstlerbuch im Salon-Verlag erschienen. Acht weitere Künstlerbücher u.a. „eben war noch“ (2011) und „A Road Trip Redone“ (2012) sind im Hamburger Textem Verlag herausgegeben worden.