Dietrich Helms – Sonderausstellung Herbst 2010

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Die Niederelbe-Zeitung schrieb zu dieser Ausstellung am 1. November 2010:

Eine kleine Hamburger Filiale…

Die Herbstwahl der Griffelkunstvereinigung ist in der Galerie der Stadtscheune in Otterndorf zu sehen

Die Stadt Otterndorf präsentierte sich am Wochenende erneut als „Mekka der schönen Künste“, wie der stellvertretende Landrat Hans-Volker Feldmann lobte. Während am Sonnabendabend die Miller-Ausstellung im Museum gegenstandsfreier Kunst eröffnet wurde, lud die Griffelkunstvereinigung gestern zur Ausstellung in die Galerie der Stadtscheune ein.

Kontrastreicher hätte das Programm nicht sein können, liegen die beiden Veranstaltungsorte doch nur rund 50 Meter voneinander entfernt. „Das ist allerhöchste und schönste Qualität“, schwärmte Hans-Volker Feldmann ob des kulturellen Angebots. Die Griffelkunst-Ausstellung umschrieb er bei der gestrigen Eröffnung denn auch als „kleine Filiale Hamburgs“.

Prof. Dr. Ralf Busch war eigens aus der Hansestadt angereist, um die umfangreiche Ausstellung auf zwei Ebenen in der Galerie der Stadtscheune zu eröffnen. Die Griffelkunst-Vereinigung hat mit Klaus Wycisk vor Ort einen rührigen Leiter, der allerdings gestern schmerzlich vermisst wurde, denn er ist erkrankt.

Die Herbstwahl der Griffelkunst-Vereinigung präsentiert Höhepunkte der Kunstgeschichte und der Gegenwartskunst. Noch bevor die Herbstwahl-Ausstellung in Hamburg eröffnet wird, gab es in Otterndorf schon einen Vorgeschmack.

Prof. Dr. Busch freute sich besonders über die Arbeit von Karl Blossfeldt, einem Klassiker der Fotografiegeschichte des frühen 20. Jahrhunderts, der mit seinen Arbeiten makro- und mikroskopisch einen Zugang zur Natur geschaffen hat. „Blossfeld ist in allen großen Museen der Welt vertreten, er war ein Wegbereiter fotografischer Bewegungen“, erzählte Prof. Busch vor rund 70 imteressierten Ausstellungsbesuchern.

Weitere „Leckerbissen“ der Ausstellung sind zwei Arbeiten von Andreas Feininger, Sohn des berühmten Grafikers und Malers Lionel Feininger. Er wurde vor allem durch das Standardwerk „Große Fotolehre“ bekannt und berühmt. Als Architekt hatte Feininger von 1929 bis 1931 in Hamburg gelebt und dort als Zeichner im Architekturbüro der Kaufhaus-Kette Karstadt gearbeitet. Damals hatte er im nationalsozialistischen Deutschland als amerikanischer Jude keine ZTukunft, ging nach Paris und verdiente seinen Lebensunterhalt als freier BVildreporter und Fotograf. Seine beiden Werke in der Stadtscheune sind allein einen Besuch wert.

Aber auch Inge Pries ist wieder mit dabei. Die Hamburger Malerin hatte bereits vor zwei Jahren eine Serie von sechs Farblithografien vorgestellt, in der sie einsame, tragikkomische Figuren in den Mittelpunkt ihrer Erzählungen gestellt hatte, darunter auch die Insektenforscherin, die gestern liebevoll die Otterndorfer Libellenfrau genannt wurde. In der hiesigen Ausstellung sind weitere Arbeiten von Birgit Brandis, Monika Grzymala, Thomas Huber, Volker Hueller, Stefan Löffelhardt, Yves Netzhammer und Ronald Noorman zu sehen.

Der Höhepunkt der gestrigen Ausstellungseröffnung war aber zweifelsohne der Auftritt von Dietrich Helms. Ihm ist im Obergeschoss der Stadtscheune eine Sonderausstellung mit dem Titel „Schwarzbunt“ gewidmet. Der mittlerweile 77-Jährige ist ein Klassiker der Kunst. Der Professor an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg ist Niedersachsen auf vielfältige Weise als Künstler, Kunsttheoretiker und Kunstvermittler verbunden. Gestern gab der gebürtige Osnabrücker einen humorvollen Eindruck in seine Arbeitsweise. Da kann es auch einmal passieren, dass nach der Lektüre eines Krimis auf der Zugfahrt von Osnabrück ins Rheinland die Falttechnik mit banalem Material getestet wird. „Nach Originalrezept hergestellt“, so Helms humorvoll. Besonders beeindruckend in der Otterndorfer Ausstellung sind seine beiden „namenlosen“ blauen Bilder, für die er sich die Inspiration auf Island holte. „Dort, wo die Natur völlig unfertig ist“, meinte er. Auch in seinen Zeichnungen schafft der Professor eine subtile Welt mit Bildfindungen jenseits der Realität, mediativ schafft er seine Bilderwelt.

(von Frauke Heidtmann)